Beikost, Breikost oder ....
Anna-Lena Renner (Raupe und Schmetterling- Beratung Rund ums Kind)
Nach Monaten des Stillen oder dem Fläschchen ist es an der Zeit den nächsten Schritt zu gehen- und da sind sie, die Fragen:
- Wann fange ich mit Beikost an?
- Welche Signale gibt mir mein Kind?
- Welche Nahrungsmittel biete ich an? In welcher Form?
- Starte ich klassisch mit Gemüsebrei?
- Passt Baby-Led-Weaning, das babygeleitete Entwöhnen, zu uns?
Es ist gut, sich solche Fragen bewusst zu stellen, schließlich ist es eine spannende Sache sowohl für die Eltern als auch für das Kind. Es geht um den Weg von der Brust oder dem Fläschchen hin zum freudigen, gesunden, abwechslungsreichen, selbständigen Essen.
Zur Beruhigung: Ich denke, dass es beim Beikoststart kein "schwarz oder weiß", kein "richtig oder falsch" gibt. Es geht darum, den für sich und sein Kind passenden und umsetzbaren Weg zu finden.
Im ersten Lebensjahr soll es, wie der Name schon sagt, um Beikost, also eine Ergänzung zur Muttermilch/Säuglingsmilch gehen und ein reines Kennenlernen "fester" Nahrung sein. Daher empfehle ich, weder sich noch dem Kind zu großen Druck zu machen. Jedes Kind isst irgendwann nennenswerte Mengen, die einen früher und die anderen eben etwas später.
Ein paar Eckpunkte sollte man jedoch im Blick haben:
- Das Gewicht des Kindes sollte im Normalbereich sein
- Biete verschiedene Lebensmittel an: ein unbekanntes Nahrungsmittel muss dem Kind ca. 8-10 Mal angeboten werden, bis es in sein "Speisen-Repertoire" aufgenommen ist.
- Auch wenn Kinder tage-/wochenlang einseitig essen, sollte man ihnen immer verschiedene Nahrungsmittel anbieten und sie selbst entscheiden lassen. Ein gesunder Körper kann gut einschätzen, was er gerade braucht. (Das gilt jedoch nur für "gesunde" Lebensmittel, auch Kinder können bei fettigen/ zuckrigen Speisen ihre Grenzen nicht einschätzen)
- Essen ist Erfahrung mit allen Sinnen. Die Konsistenz, der Geruch, der Geschmack und die Temperatur müssen kennengelernt werden, um einschätzen zu lernen, was wie schmeckt und sich wie anfühlt. Daher ist das "Spielen mit Essen" zu Beginn nicht nur normal, sondern in gewissem Rahmen sogar erwünscht. Wie weit dieser Rahmen gesteckt ist, entscheidet natürlich jeder selbst...😊
- Regionale und saisonale Lebensmittel anbieten: So erlebt das Kind von Anfang an den Jahreslauf und die Herkunft der Lebensmittel.
Damit ihr Euren eigenen Weg finden könnt, ist es aus meiner Sicht hilfreich, verschiedene Konzepte zu kennen. Deshalb skizziere ich hier kurz die "Klassische Beikost" und das "Baby-Led-Weaning":
Klassischer Beikoststart mit Brei:
Beim klassischen Beikoststart wird zunächst der "Mittagsbrei" eingeführt. Dieser setzt sich in der Regel aus Gemüse, Kartoffel und Fleisch zusammen. Das Fleisch kann bei Bedarf durch eisenreiches Getreide, wie Hirse oder Hafer ersetzt werden. Man startet mit Gemüse und wählt eine Gemüsesorte, die leicht verträglich ist. Je nach Jahreszeit bieten sich Zucchini, Karotte, Kürbis oder Pastinake an. Danach werden Kartoffeln und zum Schluss das Fleisch ergänzt.
Grundsätzlich wird immer eine Zutat nach der anderen eingeführt, man gibt dem Baby immer eine Woche Zeit, um sich daran zu gewöhnen.
Als zweites wird der "Abendbrei", ein Vollmilch- Getreidebrei eingeführt.
Danach kommt eine Zwischenmahlzeit nachmittags dazu. Hier wird ein Getreidebrei, zubereitet mit Wasser, empfohlen. Dieser wird zuletzt auch vormittags als Zwischenmahlzeit angeboten.
Empfohlen wird, dass morgens, nach dem Aufstehen, weiterhin Muttermilch oder Säuglingsnahrung als "Frühstück" gegeben wird. Zwischendurch wird weiterhin nach Bedarf gestillt, oder Säuglingsnahrung gegeben.
Für genauere Informationen empfehle ich die Seite www.kindergesundheit-info.deder BzgA oder die App "Baby&Essen" der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Hier finden sich Informationen zur Kindergesundheit, Beikosteinführung und dem Übergang zum Familientisch.
Baby-Led-Weaning (BLW):
Baby-Led Weaning heißt übersetzt, das vom Baby gesteuerte Entwöhnen. Dieser Ansatz beruht darauf, Babys selbst entscheiden zu lassen, was und wie viel sie essen wollen. Man bietet ihnen beispielsweise gegartes Gemüse, Obst oder Getreideprodukte in mundgerechten Stücken an. Diese lässt man das Baby selbständig erkunden, und die Stücke mit den Händen in den Mund schieben. Der natürliche Würgereflex von Babys schützt sie vor dem Ersticken, jedoch sollte immer auf weiche Konsistenz geachtet werden.
Mit dem BLW sollte nicht vor dem sechsten Monat, und nicht vor Erfüllen aller Reifezeichenbegonnen werden. Das bedeutet:
- Das Kind sollte mit nur geringer Unterstützung sitzen können (beugt Ersticken vor).
- Die Hand-Auge-Mund-Koordination muss funktionieren, das Kind muss also greifen und das Lebensmittel anschließend zum Mund führen können.
- Das Kind es muss Interesse am Essen haben, damit der Forscherdrang als Antrieb dient.
Der Beikoststart hat hier nicht primär das Ziel des Abstillens, sondern vielmehr das Kennenlernen und Erkunden fester Nahrung.
Erlaubt ist fast alles. Lediglich ein Paar Regelnsind zu beachten:
- Nicht zu viel Salz, Pfeffer oder andere Gewürze verwenden.
- Keine Nüsse oder andere feste Lebensmittel, die im Hals stecken bleiben können.
- -Keinen Honig im ersten Lebensjahr (das gilt nicht nur für BLW).
Ausdrücklich erwünscht ist: Ausgewogene Lebensmittel anbieten und sich nicht vor bei Kindern angeblich unbeliebten Lebensmitteln scheuen 😊
Zum Schluss
... bleibt mir zu erwähnen, dass es zu beiden Konzepten kritische Stimmen gibt. Aus meiner Sicht schließen sich die Konzepte nicht gänzlich aus. Wie eingangs gesagt, geht es darum, den für sich passenden Weg zu finden. Wichtig ist jedoch, dass es ein einheitlicher Weg dem Kind gegenüber ist, damit es die Regeln kennt und sich in klaren Bahnen in Richtung Familientisch und hin zum selbständigen, freudvollen, genüsslichen, gesunden Essen entwickeln kann.
- Nicht stressen lassen,
- das Kind hat auch ein Mitspracherecht und
- Jedes Kind wird essen, wenn die Zeit gekommen ist.
Bei Fragen zum Thema Beikost, Essen am Familientisch oder des gesunden Starts ins Leben stehe ich gerne persönlich zur Verfügung.